Bereits seit 2003 bestand die Idee die küstenseitig umwallte Ritenkoppel mit Strandsee wieder besser in die natürliche Überflutungsdynamik der Ostsee einzubinden und dadurch die nur noch rudimentär vorhandenen und stark verschilften gefährdeten Salzpflanzengesellschaften in den Überflutungsbereichen des Sees stärker zu etablieren. Zugleich sollten seltene Küstenvögel und Wiesenbrüter durch die Entstehung von kurzrasigen und/oder zeitweise überfluteten Biotopen profitieren, da dadurch optimale Bedingungen für Nahrungssuche und Brutplätze insbesondere für Limikolen (Watvögel) entstehen. Dazu sollte eine auf die Entwicklung von Salzwiesengesellschaften angepasste gezielte Flächenpflege etabliert werden.
Nach Übernahme der Projektträgerschaft durch die Flächenagentur M-V im Jahre 2020 konnte das Projekt als Kompensationsmaßnahme u.a. für den Ausbau des Seehafens Wismar bereits im Jahr 2022 baulich abgeschlossen werden.
Durch eine neu geschaffene Flutrinne im Strandwall kann das salzhaltige Ostseewasser bei Hochwasser nun ungehindert ein- und ausströmen. Ein Fanggraben im Süden der Fläche nimmt anströmendes Drainagewasser aus den umliegenden Ackerflächen auf und leitet diese am Strandsee vorbei in die Ostsee. Dadurch wird der Nährstoffeintrag in den Strandsee reduziert. In den zu erwartenden Entwicklungsbereichen für Salzwiesen wurden die Schilfbestände für die Ersteinrichtung einmalig abgemäht. Die Fläche wurde vollständig mit einer neuen Zaunanlage eingezäunt und dem Pflegebetrieb zur Bewirtschaftung zur Verfügung gestellt. Zusätzlich wurden auf der Fläche Einzelbäume und mehrere Heckenabschnitte gepflanzt, sowie die Lücken in der südlich umlaufenden Hecke durch Pflanzung geschlossen. Die zentral auf der Fläche gelegenen Pflanzungen, welche noch der ursprünglichen Planung entstammen, werden mittlerweile jedoch kritisch gesehen. Zum einen, weil die gewünschten Überflutungen auch einige der Heckenstandorte erfassen und dort der Anwuchserfolg geringer ist und zum anderen, weil auf einer Rinderweide der Schutz der Gehölze vor Verbiss nur mit hohem Aufwand möglich ist. Zudem bieten die Pflanzungen Versteckmöglichkeiten für Prädatoren wie Fuchs, Marder und Co., was den Bruterfolg der Küstenvögel gefährden könnte. So ist bekannt, dass einige Bodenbrüterarten Gebiete mit ungünstiger Geländekulisse meiden. Die Entwicklung muss hier weiter beobachtet und ggf. gemeinsam mit der zuständigen Naturschutzbehörde nachgesteuert werden.
Seit 2023 konnte in Kooperation mit einem lokalen Landwirtschaftsbetrieb eine extensive Beweidung mit Rindern etabliert werden.
Kiebitz, Austernfischer, Säbelschnäbler, Sandregenpfeifer sind seither regelmäßige Brutvögel in dem Gebiet. Die randlich gepflanzten Hecken sichern Lebensraum für Sperbergrasmücke, Neuntöter und Co. Im Frühjahr und Herbst wird das Gebiet von zahlreichen weiteren Zugvögeln als Nahrungs- und Rastgebiet genutzt.
Auch wenn das Projekt durch die guten Brutbestände und die sich entwickelnde Salzwiesenvegetation bisher als Erfolg gewertet werden kann, muss die Entwicklung genau beobachtet werden. Durch unerwartet hohen Sedimenttransport bei Hochwasser versandet die Flutrinne schneller als erwartet. Der anhaltend hohe Besucherdruck entlang der Küste sorgt für Störung und sollte perspektivisch weiter reduziert und z.B. entlang der südlichen Maßnahmegrenze zu einer Aussichtsplattform gelenkt werden.